Aufstehen, Vorhang auf - dunkel...
Es ist um 04:00 Uhr Ortszeit noch etwas frueh, um grosse Erwartungen an die Sonne zu stellen. Aber offensichtlich keine Wolke am Himmel...
Freude. Das wird heute unser Flugtag.
Nach letzten Beratungen im Pilotsshop geht es ans Flugzeug.
Die Sichten sind mit 60 Meilen vorhergesagt. Keine Wolken fuer den Anfang unseres Fluges, der uns zuerst nach Nordwesten, also entgegen unserer eigentlichen
Route fuehren soll, um den Mount Mc Kinley zu besuchen.
Dann wieder zurueck an Anchorage vorbei ueber den zwischenzeitlich wohlbekannten (aber nie gesehenen) Portage Pass entlang der Kueste bis zur Hauptstadt Alaskas
Juneau.
Dort soll das Wetter durchwachsen sein. Es ist der suedoestlichste fuer uns heute bei diesem Wetter erreichbare Punkt.
Schon kurz nach dem Start sehen wir Mc. Kinley. Immerhin der hoechste Berg Nordamerikas mit 6194 Metern und im Jahre 1913 erstmals von einem bzw. 4 Menschen
bestiegen.
Gross, weiss und offenbar an der Spitze ziemlich windig wie man an kleinen Wolkenfahnen an seiner Flanke erkennen kann.
Ueber einen grossen Gletscher fliegen wir dicht an ihn heran und ueber den anderen Gletscher geht es wieder talwaerts. Draussen muss es bitterkalt sein.
Das erinnert uns an die Bilder ueber den Goldrausch in Alaska, als 20000 Maenner in solch bitteren Winterbedingungen mit allem was sie auf dem Ruecken tragen
konnten ihr Glueck in dieser unwirklichen Landschaft gesucht haben. Nur wenige duerften an ihrem Ziel angekommen sein.
Uns geht es da erheblich besser. Und wir geniessen es...
An der Bergkette entlang fliegen wir oestlich wieder an Anchorage vorbei und schauen uns den Portage Pass aus 6000 Fuss an. Wie soll man da bei 400 Fuss Ceiling
durchschluepfen? Ein grosses Nadeloehr. So schwer, wie es ist, durch ein Nadeloehr einen Faden durchzuziehen, so "sportlich" herausfordernd erscheint uns der Gedanke, mit dem Flugzeug in einer Hoehe
von 400 Fuss bei schlechten Sichtbedingungen hindurchzufliegen.
Muessen wir nicht austesten...
Danach geht es an der Kueste entlang. Wenn da nicht der Schnee auf den Bergen im Hintergrund waere und die damit verbundenen Temperaturen, koennte man glauben,
in der Suedsee zu sein. Viel gruen, tolle Straende, romantische Buchten und Wasserfaelle und Stromschnellen. Es sieht traumhaft aus. Und selten Spuren von menschlicher Ansiedlung.
Im Funk ist es manchmal etwas still. Wir fliegen heute den ganzen Flug nur nach Sichtflugregeln in etwa 4000 bis 6500 Fuss, um die Landschaft zu geniessen. Und
in dieser Hoehe ist die Funkreichweite etwas eingeschraenkt. Das laesst die Einsamkeit der Landschaft noch mehr spueren.
100 NM vor Juneau erhalten wir das erste Wetter. Klingt interessant. Few Clouds in 800 Fuss, broken in 2400 Fuss, overcast in 3000 Fuss, Sichten bei 4 Meilen,
Regen und Haze. Man muss dabei beruecksichtigen, dass Juneau dicht an den Bergen hinter vielen Windungen einer Bucht liegt und man von oben wegen der Vereisung nicht hineinfliegen kann. Wir werden also den Windungen
zwischen den Bergen folgen muessen...
Juneau selbst soll etwa 30000 Einwohner haben und liegt dicht an der kanadischen Grenze.
Kurz vor Juneau an der Kueste sinkt die Wolkenuntergrenze auch rapide ab.
Wir arbeiten uns durch die Taeler ins Landesinnere. Die Flughoehe liegt bei bis zu 1000 Fuss und zeitweilig gehen die Sichten (diplomatisch ausgedrueckt)
leicht zurueck. Dann liegt der Platz von Juneau vor uns. Jetzt sind die Sichten und der tiefen Wolkendecke auch wieder ausgezeichnet.
Da wir davor in nur 1500 Fuss zwischen den "Huegeln" flogen, hatten wir zuerst keine Funkverbindung aufnehmen koennen. Jetzt klappt aber alles wie am
Schnuerchen.
Der Anflug geht sehr dicht ueber einen der Landebahn vorgelagerten Huegel.
Der Mitarbeiter des Handlingagenten versucht uns laengere Zeit, in die einzige grosse Wasserfuetze einzuweisen. Da wir keine Gummistiefel tragen, lehnen wir
dankend ab und bekommen einen anderen Stellplatz zugewiesen.
Unser Gepaeck kommt sofort in einen uns sofort ohne zur Verfuegung gestellten Courtesy Car. Toller Service. Liebe und hilfreiche Menschen!
Das Auto hat schon etwas Lebenserfahrung. Fuer uns ist es eine grosse Hilfe.
Nach etwas Suchen (wir haben die Fahrbeschreibungen etwas zu grosszuegig ausgelegt und machen in der zwischenzeitlich aufkommenden Dunkelheit versehentlich eine
Rundfahrt durch die Umgebung bis zum naechsten Gletscher...) finden wir unser Hotel.
Die Einbeziehung der Bezeichnung "Deluxe" in den Hotelnamen erscheint mehr rhetorischer Natur.
Zum Glueck ist seit einer Woche Wintersaison. Deshalb gelten jetzt nur 89 US-Dollar pro Zimmer und Nacht. Davor waren es im Sommer (den es laut Kommentar
der hiesigen Mitarbeiter nicht wirklich gegeben hat. Es hat halt waermer geregnet) um die 159 Dollar. Fuer die angebotenen Leistungen ein mutiger Preis...
Wir fuehlen uns wohl.
Im Ort suchen wir ein typisches einheimisches Restaurant. Es ist Winter. Keine Touristen. 80 Prozent der Restaurants schliessen fuer die naechsten Monate. Wir
landen beim Mexikaner. Typisch lokales Essen...Ole...Schmeckt gut.
Aber es gibt weit und breit keinen Fisch zu essen. Kein Wunder, wenn das Wasser in der Bucht und vor der Kueste nach ueberzeugender Aussage von
Einheimischen nur so von Fischen wimmelt, wenn davon keiner auf die Speisekarte gelangt ...
Todmuede und gut verpflegt geht es wieder zu unserer Schlafstaette. Diese Mal finden wir den kuerzeren Weg.
Arnim
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