SONNTAG * 30 OCTOBER 2005
Brindisi - Iraklion - Cairo
Wie gestern mit dem Handling-Agenten am Flughafen verabredet, rufen wir um 06:30 Uhr bei dem dort jetzt diensthabenden Kollegen an und wollen
anfragen, dass man versucht, mit dem Tankstellenmitarbeiter Kontakt aufzunehmen.
Die Zuarbeit besteht dann daraus, dass wir dessen Mobilnummer bekommen und es selbst probieren sollen... was mit unseren Italienisch-Kenntnissen und
umgekehrt mit den hiesigen Sprachkenntnissen in Englisch auf den Zusammenstoss zweier fremder Welten hinauslaufen wird... aber es geht sowieso keiner ans Telefon.
Also Frühstueck in diesem wunderschönen alten Hotel, dass in früheren Zeiten wohl mal ein Palazzo mit wunderschöner Lage am hübschen Hafen
gewesen ist. Um diese Uhrzeit am Sonntag ist ausser uns und den hilfreichen Mitarbeitern kaum ein menschliches Wesen zu entdecken. Nur die Angler machen es am Hafenufer gemütlich.
Auf dem Weg zum Flughagen werden wir auf einer einsamen Strasse von der Polizei kontrolliert. Etwas martialisch aussehend in ihren schusssicheren
Westen, aber sehr freundlich. Hier beginnt die Sicherheitskontrolle schon weit vor dem Flughafen...
Und dann Überraschung: Selbstverständlich ist der Tankwart anwesend...keine Rede, eher von einem offensichtlich sowieso nicht existierenden NOTAM,
dass es am Wochenende kein Avgas gibt...
Brindisi ist unser Sparring-Partner für das, was uns noch erwarten mag, je weiter wir nach Südosten vorankommen,
Das Flugzeug wird betankt und wie von der A-AIS im Flugplan aufgegeben, kommen wir kurz nach 10:00 Uhr lokaler Zeit in die Luft - auf den Weg nach
Iraklion auf Kreta. Von der zuerst gewählten Höhe von Flugfläche steigen wir nach Freigabe auf 130, um die im 12000 Fuss liegenden Tops der Cumuluswolken zu überfliegen.
Während in Italien ein starker Dunst über der Landschaft lag, werden die Sichten Richtung Griechenland immer fantastischer. Wir passieren Albanien
und fliegen an Araxos, Tripolis und Milos vorbei.
Im Funk aendert sich die Sprachmelodie und aus Bonjorno wird Kalimera.
Der Blick auf die Inselwelt regt zum Träumen an. Santorin zeigt sich mit seinem mit dem Schiff von der See her zugänglichem Krater.
Der Wind schiebt uns, so dass wir ,in 200 Knoten über Grund fliegen.
Im Anflug auf Iraklion kann man die aufgewuhlte See sehen. Kurz vor dem
Flughafen spritzt die Gischt der Brandung über die Felsen. Auf dem Vorfeld stehen Condor und andere Charterfluggesellschaften. Etwa 70 Prozent der hiesigen Touristen stammen aus Deutschland. Eine Mooney mit
Schweizer Zulassung ist neben uns der zweite Fremdkörper auf dem Vorfeld. Empfang und Service sind ausgesprochen freundlich und professionell. Der Ausgleich fuer Brindisi. Es gibt noch etwas Organisiertes auf
dieser Welt...
Der Tower ruft uns beim Dispatch an und bietet an, unseren Flugplan zu verspäten, weil er sonst aus dem System fallen wird. Man denkt für andere mit.
Zum Flugzeug dürfen wir nicht laufen, sondern werden mit einem grossen Vorfeldbus die 200 Meter gefahren.
Nach dem sehr freundlichen Abschied mit allen guten Wuenschen geht es zuerst wieder auf Flugfläche 110. In dieser Höhe kommen wir aber unvermeidlich noch in die
Cumuluswolken und setzen schnell Eis an. Mit einem Höhenwechsel auf Flugfläche 130 sind wir wieder über dem Wetter.
Jetzt haben wir den ersten Zeitwechsel vor uns. Eigentlich den zweiten. In der zurückliegenden Nacht wurde auch in Italien von der Sommer- in die Winterzeit
umgestellt. Jetzt kommen wir aber nach Ägypten, wo wir in die nächste Zeitzone kommen. Das wird uns im weiteren Verlauf der Flugstrecke immer wieder passieren.
Nach einer Stunde Flugzeit kommt die Dunkelheit der Nacht. Der Himmel ist absolut sternenklar. Der Funk ist voüebergehend abgebrochen. Aus der Reichweite der
griechischen Controller sind wir heraus und die Ägypter können wir in dieser Höhe (noch) nicht erreichen.
So sitzen wir im stark abgedunkeltem Cockpit alleine, bestaunen den Sternenhimmel und hören ab und zu einen Airliner im Funk - Zeit zum Träumen.
Eine Positionsmeldung könen wir an Cairo-Control absetzen, indem wir die Hilfe einer Britannia Maschine als Relaystation nutzen.
Dann kommt, erkennbar durch die Lichter an der Küste, die Ägypten in Sicht. Auf den etwa 60 Meilen landeinwärts bis Cairo liegt in der wunderbar klaren Luft eine
Unzahl von mittleren und kleineren Ortschaften, erkennbar durch die Ansammlung der Lichter.
Es sind so viele, dass es offensichtllich südlich von Cairo kaum noch Einwohner geben kann / die müssen alle schon hier leben.,..
Im sehr beschäftigten Funk von Cairo Approach kommt an uns die Frage, ob wir wirklich auf Cairo International landen wollen... bis jetzt haben wir unsere Meinung
noch nicht geändert.
Inzwischen heisst die Begrüssung im Funk Inchalah oder Salemaleikum - nett.
Anflug auf die überlange 23L auf dem International Airport. Einige Airliner warten auf uns, damit es fuer sie losgehen kann, Der Towercontroller kann uns gar nicht
schnell genug von der Piste bekommen - aber alles immer freundlich und professionell.
Auf dem Flughafenblatt haben wir uns im Vorfeld orientiert und haben eine leichte Ahnung, wohin man uns abstellen wird, aber alles ist sehr weitläufig. Ein Follow
me Fahrzeug fährt rewas Slalom mit uns und dann...eine riesiges gut ausgeleuchtetes Vorfeld fuer die General Aviation, und ich meine wirklich riesig. Hier könnte man gut 200 Flugzeuge unserer Sorte abstellen. Nur,
wir sind weit und breit das einzige Flugzeug!
Mitten auf diesem Vorfeld steht unser Empfangskomitee: Ein Vorfeldbus der grösseren Art (siehe Iraklion), ein Kofferentladefahrzeug mit Fliessband und zwei normale
Wagen. Dazu 8 Personen, die uns sehr freundlich und schmunzelnd empfangen
Das Empfangskomitee behandelt uns, als wären wir mit einer Gulfstream oder einer B727 als Privatjet gekommen. Wahrscheinlich ist das auch
überwiegend Ihre Kundschaft hier.
Die Frage von Cairo Approach, ob wir wirklich hierher wollen gewinnt an Bedeutung.
Im übergrossen Bus werden wir mit insgesamt 4 Personen zum vor einem Jahr fertig gestellten Terminal nur für die General Aviation gebracht. Glanz
und Glitter überall. Mancher Flughafen wäre froh, wenn er ein solches Terminal für seinen Flugverkehr zur Verfügung haette. Uns schwahnt nichts gutes beim Abwägen der hiesigen Handlingskosten - aber jetzt wird
erst einmal genossen.
Trotz grösster Anstrengungen gelingt es mir einfach nicht, mein Gepäck selbst zu tragen bzw. zu transportiern. Immer ist jemand schneller als ich.
Ich ergebe mich schmunzelnd in mein Schicksal, dass ich hier erst mal nichts mehr selbst machen darf. Etwas darf ich doch noch: Meinen Pass an einen der dienstbaren Geister herausgeben. Wir sollen uns
zwischenzeitlich auf den Sesseln ausruhen.
Wir haben erfahren, dass das bestellte Fass mit unserem Flugbenzin erst morgen gegen 12:oo Uhr mittags angeliefert wird. Also haben wir den Vormittag
frei und fangen an zu planen. Inzwischen bringt uns jemand die abgestempelten Pässe (wo war denn der Einreisebeamte?) und wir werden am freundlich grüssenden Zoll vorbeigeleitet. Irgendwie scheint man uns hier zu
verwechseln oder die Uhren gehen hier anders - wir werden von bestimmt mindestens 6 Leuten wie VIPs behandelt.
Wir bekommen das Möwenpick Hotel direkt bei den Pyramiden organisiert und werden im klimatisierten VIP-Kleinbus dort abgeliefert. In der Dunkelheit
kann man sich einbilden, schemenhaft etwas zu erkennen, was den Pyramiden nicht unähnlich sieht. Ansonsten ist auf den Strassen der Teufel los, da jetzt nach Sonnenuntergang zu Zeiten des Ramadan das Leben erst
richtig beginnt.
Im Hotel bei lauter Musik werden wir auf das Thairestaurant für das Abendessen hingewiesen...das heben wir uns aber dann doch fuer unseren Aufenthalt
in Thailand selbst auf.
Arnim
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