Herzliche Verabschiedung von unseren Chinesisch-Lehrerinnen an derRezeption des Hotels. Wir waren nach eigener Einschätzung keine guten Schüler...
Am Flughafen geht es in die heiligen Operations-Räume von China-Airlines.
Treffen mit Fanny, um die unnötige Tankfahrzeug-Anfahrt am 22.05.2006 zu klären. Immerhin ist dafür ein erheblicher Betrag in US-Dollar zu bezahlen. Wir sind
wohl unschuldig daran, was aber nicht verhindert, den geforderten Betrag vorlegen zu mĂĽssen, um heute abfliegen zu dĂĽrfen.
Zur besseren Klärung in Deutschland erhalten wir von Fanny eine entsprechende Erklärung in englischer Sprache in Schriftform (ihr Englisch ist ausgezeichnet).
Dann geht es durch Customs. Dort liegen in der Ablage extra mehrere Brillen, damit auch Personen mit grösseren Sehfehlern (also wohl auch Piloten...) in der
Lage sind, die Ausreisepapiere zu lesen und auszufĂĽllen.
Bei Dynasty Operations erhalten wir alle Unterlagen fĂĽr die Flugplanung. Am Nachbartisch sitzen 2 Piloten von Cargolux (Boeing 747-400), die sich ebenfalls auf
den Flug nach Japan vorbereiten. Sie fliegen (dienstlich) ebenfalls um die Welt - in zehn Tagen
Dynasty Operations gibt uns eine Funkfrequenz mit auf den Weg, auf der wir ihnen mitteilen sollen, wenn wir losrollen bzw. gestartet sind.
Es geht zum Flugzeug. 36 Grad Celsius auf dem Vorfeld. Was fĂĽr ein GlĂĽck, dass noch nicht richtig Sommer ist.
Der Flugplan nach Japan umfasst so viele Wegpunkte, dass unser GPS sie in einem einzigen Flugplan nicht mehr schlucken kann. Auf der Strecke werden wir
abgeflogene Punkte herauslöschen, um dann Platz für weitere Positionen im Gerät zu erhalten.
Dann geht der Funk los - eine Beschäftigungstherapie:
ATIS - abhören für die Fluginformationen
Ground - Bitte um Anlassfreigabe - an ATC-Clearance verwiesen
ATC - keine Clearance möglich - Freigabe Airport Management fehlt
Dynasty Operations - fehlende Freigabe Airport Management angefragt
ATC - hat clearance fĂĽr uns
Ground - gibt Rollfreigabe
Dynasty Operations - wir teilen Beginn des Rollens mit
Ground - gibt Anweisung zum Wechsel auf Turm
Turm - gibt Freigabe zum Rollen in die Starbahn und Startfreigabe
Dynasty Operations - Angabe, dass wir soeben gestartet sind
Turm - gibt modifizierte Abfluganweisung
Abfluglotse - modifiziert die Abflugfreigabe weiter...
Dynasty Airlines - ruft uns auf zweitem Funkgerät und weist darauf hin, dass unser Zielflugplatz Hakodate in Japan um 20:30 Ortszeit schliesst, also in knapp 8
Stunden und so weiter...
Der zuerst vorherrschende RĂĽckenwind macht uns Mut und wir fangen an zu glauben, dass wir in Hakodate rechtzeitig ankommen.
Aber der liebe Wettergott fängt an, mit uns etwas zu spielen.
Auf der grossen Wasserstrecke zwischen Taiwan und Japan gibt es wieder grosse zusammenhängende Gewitter. Wir fliegen in Wolken ein und schummeln uns mit
unseren Anzeigen im Cockpit einigermassen hindurch.
Der Wind dreht und wir haben teilweise Gegenwind. Die Geschwindigkeit über Grund reduziert sich teilweise beträchtlich. Wir fliegen über Japan. Sehen tun wir
davon so gut wie nichts. Wir sind nur fast dauernd in Wolken.
War denn unsere Wettervorhersage von einem anderen Planeten? Schliesslich sollte es im weiteren Flugverlauf so richtig schoooeeen werden.
Aber wohl nicht hier und auch nicht heute.
Die Temperaturen fallen. Wir kommen an die Nullgradgrenze heran und setzen Eis an.
Der Versuch, über den Erhalt einer sogenannten Blockaltitude im Höhenbereich zwischen 13000 und 15000 Fuss den Wolken auszuweichen, fruchtet nur
zeitweise. Dann schliessen sich die dĂĽnnen freien Schichten zwischen den Wolken. Weiteres Eis setzt sich an.
Anfrage bei der Luftverkehrskontrolle, dass wir wegen Vereisung sinken wollen (mĂĽssen...). Aber wollen klingt wohl besser. Wegen Sprachproblemen im Funk
keine Freigabe. Daraufhin teilen wir mit, dass aus dem Wollen jetzt ein MĂĽssen entstanden ist.
Wir erhalten Sinkfreigabe auf 9000 Fuss. Im Eiltempo geht es nach unten. Hier sind es 2 Grad plus - wie schön.
Inzwischen ist es Nacht geworden und wir leuchten die Tragflächen in Intervallen immer wieder mit der Taschenlampe ab. Das Eis verabschiedet sich langsam. Nach
der Einsicht, dass wir Hakodate unmöglich vor der Schliessung erreichen können (das viel zu frühe Schliessen von Flugplätzen sind wir auch aus Deutschland gewohnt), Mitteilung an den Controller, dass wir zum
etwa 90 NM weiter entfernten Alternate nach Sapporo fliegen wollen. Wir bekommen eine geänderte Flugverkehrsfreigabe.
Davor liegen noch Hügel, die es notwendig machen, nochmals etwas zu steigen. Die Temperaturen steigen auch etwas an und der Himmel hört mit seinem
Dauerregen auf. Wir sehen Lichter der Zivilisation auf der Erde.
Auf dem riesigen Flughafen (eigentlich sind es zwei) macht das Follow Me - Fahrzeug erst mal eine Rundfahrt ueber das Gelaende, bevor wir auf dem
Nachbarflughafen abgestellt werden. Der sofort anwesende Handlingagent betreut uns aeusserst aufmerksam, hat aber auch tolle Nachrichten fuer uns:
Hier an diesem Flugfhafen gibt es keinen Treibstoff für uns. Den könne man in etwa 7 bis 10 Tagen aber besorgen.
Ein Weiterflug (eigentlich Rückflug) am morgigen Samstag zu unserem eigentlichen Zielflugplatz Hakodate (da steht unser Benzin) sei nur mit behördlicher
Sondergenehmigung möglich. Die Behörden sind Samstag und Sonntag geschlossen. Vielleicht könne man das im Laufe der nächsten Tage (beginnend ab Montag gerechnet) hinbekommen.
Unser Handling Agent ist sichtlich zerknirscht, uns keine besseren Nachrichten mitteilen zu können. Er gibt sich aber wirklich alle Mühe und wir verabreden
uns fĂĽr morgen um 11:00 Uhr zur weiteren Besprechung in der Hotellobby.
Er hat uns vorsorglich im Flughafenhotel zwei (kleine) Zimmer reserviert. Sind aber vollkommen in Ordnung und kosten ĂĽberraschender Weise relativ wenig.
Das Abendessen gibt es in Ermangelung von noch offenen Restaurants aus dem Automaten, der das Essen auch gleich heiss macht - eine glĂĽckliche Erfindung. In der
Hotellobby essen wir uns durch das Angebot langsam hindurch...:-)
Arnim
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