DONNERSTAG * 25 MAI 2006
Taipei
Der Tag beginnt wieder mit einem Frühstück im Hotel. Zu den bekannten Bestandteilen eines solchen Frühstücks gesellen sich zunehmend
exotische Zutaten und Ergänzungen, deren Herkunft oder damit eingehende Essgewohnheiten sich unserem Kulturkreis verschliessen.
Leider scheitern auch die Versuche des Personals und von uns, eine von uns beiden einigermassen beherrschte gemeinsame Sprache zu finden.
Wir essen unser Frühstück und es geht uns noch immer gut...
Der heutige Tag wird dem Erschliessen der hiesigen Kultur dieser mit 23 Millionen Menschen besiedelten Insel und vor allem ein klein wenig der
Hauptstadt Taipei gewidmet.
Wir treffen uns um 13:00 Uhr mit einen etwa 50 Jahre
alten örtlichen Führer, der offensichtlich sehr kompetent ist, aber seine Motivation geschickt zu unterdrücken weiss. Er arbeitet uns halt ab - der nächtse bitte...
Wir werden in die (teilweise blutige) Geschichte unter
Shang Kei Shek eingeführt, um dann auch gleich das zu seinen Ehren erstellte riesige Ehrenmal mitten in der Stadt zu besichtigen. Beeindruckend.
Wir kommen genau in den zur vollen Stunde erfolgenden Wachwechsel der dort postierten Soldate. Die Choreografie ist streng und bis ins Detail
ausgearbeitet. Im Theater könnte man es nicht besser machen.
Die jungen Männer müssen alle mit dem 18. Lebensjahr
zum Militär (besteht aus 500000 Mann) und es ist eine besondere Auszeichnung, bei diesem "Ballett" mitzumachen. Eine volle Stunde bei diesen Temperaturen komplett stocksteif zu verweilen ist nichts für Kranke und Schwache.
Auf dem grossen Platz vor der Gedenkstätte wird für ein abendliches modernes Konzert eine riesige Bühne aufgebaut. Eine beeindruckende Kulisse.
Dann geht es zu einem taoistische Tempel, in den Jung und Alt aus- und einströmen.
Das geht etwa so:
Man bringt seine Opfergaben (Blumen und vor allem verschiedenes Essen) auf Tellern den Göttern dar. Dafür stehen mehrere Tische zur Verfügung.
Dann nimmt man sich ca. 5 angezündete Weihrauchstäbchen und verbeugt sich in alle vier Himmelsrichtungen. Dabei läuft man verschiedene Stationen im
Tempel ab.
Wenn man dann den Göttern mit seinen Opfergaben genügend Hunger gemacht hat, packt man das Essen wieder ein, um es zuhause selbst zu verspeisen.
Bestimmt macht das Ganze einen Sinn, den ich nur leider in der Kürze der Zeit nicht komplett erschliessen konnte.
Toll ist es aber zu sehen, mit welcher Hingabe im ansonsten hektischen Stadtgeschehen diese Menschen dem Tempelbesuch nachgehen.
Bei der Auswahl des Besuches einer Shaolin-Show oder des zur Zeit höchsten Gebäudes der Erde, dem 508 Meter hohen 101-Tower, gewinnt das Gebäude.
Mit dem schnellsten Lift der Erde, mit allerlei Tricks ausgestattet, geht es in die höchsten Etagen.
Wenn das Wetter besser wäre, könnten wir sogar richtig
was sehen. Ansonsten könnten wir die Zeit auf dem Turm als IFR-Zeit (fliegen unter Instrumenten-Bedingungen) in unsere Flugbücher aufschreiben.
Im Hotel versuchen wir an diesem Tage zum achten Male vergeblich, mit FSI in Karlsruhe wegen unseres Weiterfluges in Verbindung zu kommen. Ihre
Mailbox ist offenbar voll.
So wird der Text einmal aus Deutschland und ein zweites Mal von uns aus Taiwan per Fax an FSI geschickt und telefonisch der Erhalt bestätigt.
Abends geht es um die Ecke zum Chinesen. Das macht uns
viel Spass und schmeckt gut. Die Bedienungen und wir haben in unserem Sprachwirrwarr viel gemeinsame Freude. Es ist sehr sauber und das Essen schmeckt ausgezeichnet.
Die Stühle sind sehr niedrig und klein gehalten, etwas
grösser nur als im Kindergarten. Damit ist der Weg von der Essenschale zum Mund wohl nicht so weit und es lässt sich besser schlürfen.
Die Mädels an der Hotelrezeption werden nicht müde, uns Chinesisch beibringen zu wollen. Der mangelnde Erfolg ihrer Bemühungen liegt bestimmt nicht
an ihnen...
Nach diesem Tag der Annäherung an diese Menschen muss man aber anerkennen, dass auch sie sehr freundlich, offen und lebenslustig sind.
Wir haben viel Spass im Kontakt mit ihnen.
Arnim
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