SONNTAG * 14 MAI 2006
Melbourne
Gestern bin ich trotz des hier herrschenden Linksverkehrs unfallfrei in die Innenstadt gelangt. Alle sind mir rechtzeitig ausgewichen - brave Australier :-)
Das Wetter war entgegen der Ankündigungen eher etwas durchwachsen mit leichtem Nieselregen. Aber so sagte Ich mir, das kann ja am heutigen Sonntag anders werden - und
es stimmt, heute regnet es erst mal...
Das tut aber der Schönheit der Stadt keinen Abbruch.
Die Aufnahme im nach aussen neutral gehaltenen Damenclub war aüsserst freundlich. Nach einer Führung durch das Haus mit seinen verschiedenen Veranstaltungsräumen wurde ich mir selbst überlassen und habe mit einem langen Spaziergang die Stadt erkundet. Das Haus liegt äusserst zentral und gegen Abend wird es mit den vielen Nachtschwärmern in der näheren Umgebung recht lebhaft.
Im unmittelbar angrenzenden Gebäude des Herrenclubs wurde stilvoll eine Hochzeit gefeiert, wobei die Herrschaften (Damen wie auch Herren) überwiegend in schwarzer Kleidung
antraten. Vielleicht ist das Wort Trauung doch eher von Begriff -Trauern- abzuleiten...
In der Strasse selbst fanden gleich mehrere Feiern aus gleichem Anlass stat.
Eine davon mit drei weissen wundershönen alten Rolls Royce, einer davon als Corniche, also offen. Wie im Film...
Gegen Spätabend traf ich mich dann mit Markus nach seiner Ankunft aus Thailand und wir besprachen noch kurz die Vorgehensweise für morgen und die nächsten Tage.
Um 01:30 Uhr war dann Schlafenszeit.
Am heutigen Sonntag sind wir dann vom Damenclub in den Herrenclub umgezogen.
Ein Tempel der Erhaltung und des Zelebrierens bei uns eher der Vergangenheit zuzurechnender Werte. Sehr angenehm und zugleich beeindruckend. Sehr liebeswürdiges Personal, Einrichtungen aus museumsreifer Zeit, ein Schwimmbad mit angegeliedertem Frühtücksbereich wie aus alten Filmen. Alles ein Erlebnis und ein Privileg, in diese Räumlichkeiten eintreten zu dürfen.
Nach einem Besuch bei sehr liebenswerten Verwandten von Markus geht es um 14:00 Uhr zum Flugplatz Essendon. Dieser Platz war früher der Grossluftfahrt
vorbehalten. Nach Neuerrichtung eines Internationalen Flughafens in nächster Nähe dient Essendon jetzt der Allgemeinen Luftfahrt - eine traumhafte Infrastruktur. Anfänglichen Versuchungen, ähnlich wie in
vielen Ländern auch, diesen Platz zu schliessen und ihm anderen Nutzungen zuzuführen, hat man glücklicher Weise widerstanden.
Hier treffen wir Herrn Jim Coyle und seine liebe Gattin, die freundlicher Weise extra für uns am Sonntag zu Flugplatz gekommen sind.
Er ist Inhaber der Fa. Rotorcare, die als Cirrus Service Center in den letzten Monaten unser Flugzeug für den Weiterflug hergerichtet hat.
Er ist auch Initiator des auffallend oft (eigentlich immer..) zitierten Satzes in allem Schriftverkehr (und davon gibt es reichlich), dass das Flugzeug erst nach erfolgter Zahlung aller Rechnungen an uns ausgehändigt wird. Wir haben schon diverse Zahlungen und Vorauszahlungen aus Deutschland geleistet, was ihm aber offensichtlich zu grösserem Vertrauen verholfen hat.
In der Vergangenheit ist er von einem australier über das Ohr gehauen worden. Nach seinem Weltbild kann Mann wohl keinem Piloten mehr trauen.
Markus und Ich fangen an
zu schmunzeln, als wir das Flugzeug in der Halle sehen. Wie ein Schwerverbrecher ist es am Bugrad mit einer schweren Kette an der Hallenwand befestigt. Zusätzlich ist das Heck noch an einem schweren Hinderniss gesichert. Ausserdem ist im Cockpit mit einem Vorhängeschloss die Mittelkonsole mit den Triebwerksbedienhebeln blockiert. Sollte aber jemand in der Lage sein, Entfesselungskünstler zu spielen und all diese Hindernisse zu beseitigen, so hat man zusätzlich noch zwei Hubschrauber so davor drapiert, das man das Flugzeug in seine Einzelteile zerlegen müssen um dazwischen durchkommen zu können.
Herr Coyle versichert uns glaubwürdig, dass dies alles nur geschehen sei, damit keine Fremden, die auch Zugang zur Halle haben, sich an unserem Flugzeug vergreifen könnten.
Besonders freuen wir uns darüber, dass ihm an unserem Flugzeug so viel mehr gelegen hat als an allen anderen in der Halle abgestellten Geräten, die nicht sooo stark gesichert
sind. Wir sind ihm dafür sehr dankbar.
Am Abend sind wir dann in einem schönen vegetarischen Restaurant am Hafen speisen. Die Stimmung ist urig und die Atmospäre am Wasser sehr angenehm.
Inzwischen habe Ich mich an das Links-Fahren gewöhnt... warum fahren wir bei uns eigentlich alle rechts?
Arnim
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