MONTAG * 02 OKTOBER 2006
Seattle, Washington - Bend, Oregon
233 NM * 2:06 Stunden
Gefruehstueckt wird heute im Hotel. McDonalds war gestern...
Inzwischen kommen wir ohne schriftliche Wegbeschreibungen unseres FBO's (Fixed Based Operator) besser aus und finden unseren Weg schnell wieder zum Boeing
Airfield. Eigentlich wollen wir direkt zum Museum of Flight, aber davor muessen wir noch wichtiges Reparaturmaterial fuer unser Flugzeug besorgen. Wir brauchen eine Rolle breites, starkes Klebeband.
Auf der Suche danach lernen wir noch das Umfeld des Flughafens im Radius von etwa 4 Meilen kennen - ganz schoen viel Flaeche. Am Schluss haben wir unser
Klebeband und viele neue Leute kennengelernt.
Im Museum of Flight sind die Flugzeuge aus den verschiedenen Entwicklungszeiten wunderschoen praesentiert. Es kostet zwar ein sattes Eintrittsgeld, aber dafuer
wird auch etwas geboten. Unter anderem ein Nachbau der ersten Fabrik von Boeing.
Im Freigelaende gibt es unter anderem die Concorde und eine Boeing 707 zu sehen, die den USA als Praesidentenmaschine gedient hat.
Auf dem Flughafengelaende selbst ist die erst vor wenigen Wochen fertiggestellte umgebaute Boeing 747 als uebergrosse Frachtversion zu sehen. Es sieht so aus,
als haette man ihr eine grosse Bauchbinde verpasst. Sie soll aehnlich wie beim Schwestermodell von Airbus fuer den Transport von uebrgrossen Flugzeugbauteilen eingesetzt werden.
Dann geht es zu unserem FBO, um den Flugplan nach Bend in Oregon aufzugeben, das Wetter und die Notams einzuholen.
Am Telefon habe ich dieses Mal sehr lange Wartezeiten, um einen Briefer der Flight Service Station zu erreichen.
Die Geduldsprobe wird immer von folgendem Text unterbrochen:
All briefers are busy. Please, remain on the line. Your call is very important to us and will be answered by the next available briefer.
Als nach laengerer Zeit ein Briefer an die Leitung kommt, bricht das Gespraech zusammen und das Spiel beginnt von neuem.
Und welche Ansage kommt zwischen dem vorgenannten Text der FBO?
Die folgende:
Living with a depression?
So you feel the whole day hopeless and sad?!
Und so weiter. Da wird gleich fuer ein Mittel gegen Depressionen geworben. Die haben wohl Erfahrungen mit Piloten, die einen guten Teil ihrer Tageszeit
vergeblich an der Leitung hingehalten werden in dem festen Glauben, einmal mit einem Briefer sprechen zu duerfen...
Der Flug fuehrt bei Sonnenschein zuerst ueber die Stadt und erlaubt einen Blick auf die Skyline mit der Spaceneedle, die hier noch von der Weltausstellung aus
dem Jahre 1962 steht.
Dann geht es nach Sueden und die Besiedelung am Boden laesst langsam nach.
Die bewaldete Landschaft wird huegelig und dazwischen stehen einsam einige Berge, die fast auf unsere Hoehe kommen. Wir fliegen auf 13000 Fuss.
Wir kommen am Mt. St. Helen vorbei. Das ist der Berg, der im Jahre 1980 etwa 400 Meter seiner Bergspitze verlor, als er in einer riesigen Eruption explodierte.
Dabei kamen auch einige Menschen ums Leben. Jetzt sieht man auf einen Krater mit den Ausmassen von 2 mal 3,5 Kilometern. Das muss ein atemberaubendes Schauspiel gewesen sein. Auf vielen Meilen waechst um ihn
herum noch keine neue Pflanze. Alles wurde damals von dem Ascheausbruch platt gewalzt.
Dann die Landung auf dem "Nontowered" Airport von Bend in Oregon. Hier liegt die Heimat des Flugzeugbauers von Lancair. Heute heisst es ja aber gar
nicht mehr Lancair, sondern Columbia, wie wir am Boden vom Marketingchef korrigiert werden.
Wir rollen direkt auf das Werksgelaende. Schon etwas befremdlich und gleichzeitig auch amuesant, mit einer Cirrus zwischen 55 (!) brandneuen Flugzeugen des
Mitbewerbers zu unterwegs zu sein... Wir werden neugierig in Augenschein genommen.
Spaeter erfahren wir, dass in den umliegenden Hallen noch weitere 35 Flugzeuge von Columbia stehen, die sehnlichst auf den Einbau des sogenannten Garmin 1000
warten, dass schon laengst fuer die Columbia-Flugzeuge zertifiziert sein sollte...
Die Aufreihung der Flugzeuge sieht toll aus. Aber was fuer eine Kapitalbindung...
Wir verabreden einen Termin fuer einen Probeflug am naechsten Tag, nehmen noch kurz die Turbinenversion in Augenschein und rollen zum Uber-Nacht-Parken zum FBO
auf die andere Seite des Flugplatzes.
Sofort bekommen wir wieder einen Courtesy-Car zur Verfuegung gestellt, das Flugzeug wird gesichert und ein Hotel wird fuer uns reserviert.
In der Stadt mit ihren 70238 Einwohnern fuehlen wir uns wohl. Hier gibt es offensichtlich noch das gute alte Amerika.
Wir freuen uns auf den naechsten Tag, wohlwissend, dass wir keine Zeit zu verschschwenden haben, da uns ein Regengebiet verfolgt, dass uns beim Flug durch die
Rocky Mountains mit Vereisung bedrohen koennte. Und Schnee soll es dann auch geben...
Arnim
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