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SONNTAG  * 28 MAI 2006

Sapporo

 

Frühstück fällt aus. Ich will den Japanern nicht ihre Leckereien wegessen...

 Dafür wird dem Automaten wieder ein heisses Essen entlockt.

Zum Essen komme ich aber erst mal nicht. Der Handling-Agent meldet sich aufgeregt, dass die Wettersituation draussen sich weiter verschlechtert habe.

Starker Regen und Windgeschwindigkeiten um die 40 Knoten. Sie werden das Flugzeug jetzt mit Seilen sichern.

Inzwischen spazieren Markus und ich durch das Terminal und entdecken, dass wir vom Terminal bisher fast nichts gesehen haben.

Ein Stockwerk voller Geschäfte. Vor allem Essen und viel Fisch mit riesigen Krebsen, lebendigen wie auch ziemlich leblosen Gesellen.

Dazwischen lebhaftes Treiben.

Nächstes Stockwerk.

Haufenweise Restaurants. Alle haben die Eigenheit, vor bzw. neben dem Eingang alle Speisen der Speisekarte (aus Kunststoff ?) lebensecht nachgeformt zu präsentieren. Das kommt uns mit unseren Sprachkenntnissen sehr entgegen.

 Wir bleiben nicht hungrig.

Kaum im Hotelzimmer wieder angekommen, stehen beide Mitarbeiter des Handling-Agenten wieder vor der Tür. Jetzt ist es etwa 14:00 Uhr. Das Flugzeug hätten sie in Ermangelung entsprechender Gerätschaften ausser durch weiteres Vorlegen von Bremsklötzen vor und hinter die Räder nicht sichern können.

Der Flughafen dränge sie aber weiterhin zur Absicherung.

Ich bitte Sie , mir einen Vorfeldausweis zu besorgen, damit ich helfen kann. Ein erfeutes Lächeln...

Eine Stunde später sind sie wieder da. Durch die Sicherungsschleusen zum Vorfeld und am Terminal vorbei geht es einen weiten Weg bis zu dem grossen Vorfeld auf dem alten Flughafen, wo unser treues Flugzeug mit im Wind wackelnden Flügeln dem Wetter trotzt.

Wir überprüfen und richten die vorgelegten Bremsklötze. Meine Kleidung habe ich um eine mir zur Verfügung gestellte Regenjacke ergänzt. Aber die geht halt nicht extrem weit nach unten.

Faszinierend, wieviel Regenwasser so eine normale Jeans aufnehmen kann...

 Japan Airlines hat jede Menge Hallen. Nach Anfrage unseres Agenten seien aber alle voll. Ein anderes Defense Office hat auch tolle Hallen - seien aber auch voll.

 Wir haben Seile, aber nichts, woran wir sie befestigen können. Keine Befestigungsmöglichkeiten im Boden und auch nichts, was sich als Gewicht eignen würde. Der Flughafen ist klinisch sauber, halt nur ziemlich nass und vom Winde verweht.

Der Flughafen macht immer wieder Druck, dass wir das Flugzeug sichern mögen

Ich möchte selbst mit Japan Airlines sprechen. Wir erhalten bei OPS eine Audienz.

 Alles wohl organisiert. Etwa 20 Mitarbeiter sitzen vor Bildschirmen. Die Chefs behandeln mich höflich und mit Freundlichkeit. Keiner von ihnen kann Englisch. Ich kann noch immer kein Japanisch. Meinen zwei Helfern des Handling-Agenten ist der Respekt vor dieser Institution von den Augen abzulesen.

 Plötzlich haben sie jede Menge Platz im Hangar.

 Vorsichtshalber frage ich nach dem Preis. 300,00 Dollar ist nach dem übersetzen die Antwort.

 Ich  erwidere meinen Helfern, dass 300,00 Dollar für eine Nacht für ein solch kleines und leichtes Flugzeug ein stolzer Preis sei.

 Sie korrigieren mich peinlich berührt. Man habe den Preis pro Stunde und nicht pro Nacht genannt...

Meinen Helfern ist die Verhaltensweise von Japan Airlines sichtlich peinlich.

Aber man denke noch einmal über den  Preis nach.

Schliesslich bietet man mir einen um immerhin 1/3 reduzierten Preis von USD 200,00 pro Stunde an.

Ich möchte dieses fantastische und selbstlose Angebot von Japan Airlines nicht schamlos ausnutzen und verzichte mit  vielen Danksagungen und Verbeugungen auf die Freude, mit dieser Firma zusammen zu arbeiten. Man will sie ja schliesslich auch in dieser eigenen (fast)- Notlage nicht ausnutzen...

Ich entscheide mich, zur Not auch in unserem Flugzeug zu übernachten.

Nach Verlassen der Räumlichkeiten der JAL ist einer meiner zwei japanischen Helfer fast am Ausrasten. Er besteht darauf, dass ich mich jetzt ärgern müsste. Nachdem ich ihm diesen Gefallen nicht machen kann und ihm erkläre, dass die Kulturen eben verschieden sind, sieht er es als seine offensichtliche Pflicht, sich an Stelle meiner Person über die japanischen Gegebenheiten unter Ausstossen von unfreundlich klingenden fremdsprachlichen Begriffen über seine Mitbürger (diejenigen,  die wir soeben verlassen haben)  intensiv und temperamentvoll zu mokieren. Das ist Loyalität.

Noch nicht einmal selbst zu ärgern braucht man sich hier.

Schlussendlich besorgen wir einen kleinen Schlepper, eine schwere Zugstange zum Abschleppen eines kleinen Jets und jede Menge grosse Bremsklötze und befestigen nach Drehen unseres Flugzeuges in den Wind die Maschine an allen mitgebrachten Teilen.

Das mag zwar lustig aussehen, aber wir sind alle zufrieden. Und die Jeans laufen inzwischen vom Regenwasser über.

Morgen haben wir bestimmt einen weiteren schönen Tag... :-)

Arnim

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