Vor dem Clubgebaeude stroemen unendliche Pulks von
uniformmaessig gleichgekleideten Menschen in Richtung Innenstadt. Alle tragen die typische Businesskleidung, dunkler Anzug oder Kostuem. Hier kommt wieder der Hang zu klassischen Werten zum Vorschein. Individualismus wird dabei auf kleinste Nuancen reduziert. In der Uniformitaet wirkt es fast etwas Sektenhaft - man verbeugt sich vor dem Mammon.
Bei der Ankunft am Flughafen Essendon stellen wir fest, dass das Vertrauen von unserem dortigen Werftbetrieb in die Ehrlichkeit der
Australischen Mitbuerger offensichtlich ueber Nacht einen enormen Aufschwung erfahren hat. Unser Flugzeug steht mutterseelenallein vor dem Hangar, noch nicht einmal mit Bremskloetzen vor dem Wegrollen gesichert.
Vielleicht will man auch nur jedes Hindernis fuer unsere Abreise beseitigen.
Vor dem Flugzeug bauen wir das ganze Gepaeck auf, um einen Ueberblick fuer die Beladung zu erhalten = das alles soll in dieses Flugzeug...???
Hinzugekommen sind unter anderem noch 10 Liter Wasser,
damit wir bei einer evenuiellen ausserplanmaessigen Landung (ich finde, dass klingt besser, als der Begriff Notlandung) nicht zu Trockenblumen mutieren.
Den Flugplan verspaeten wir noch zweimal, um gegen 12:00 Uhr Lokalzeit abzuheben.
Der Abflug geht erst in die falsche Richtung nach Suedwesten, um den Verkehr auf dem Internationalen Flughafen nicht mit uns zu konfrontieren.
Nach Erreichen von 5000 Fuss (please, could you expedite
your climb... - da hat ja jemand keine Ahnung davon mit welchem Frachtflugzeug SR 22 er spricht - eine neue Version von Cirrus) duerfen wir auf die Route eindrehen.
Ca. 10 Stunden Flugzeit liegen vor uns. Ernaehrungswissenschaftlich haben wir uns darauf schon beim Fruehstueck
eingestellt. Einfacher ausgedrueckt - wir haben einfach sehr wenig vorher getrunken und den Besuch der Toilette als letzten Bestandteil in unsere Preflight-Checkliste aufgenommen.
In den ersten 5 Stunden sehen wir fast keine Wolken,
dabei aber immer wieder Rauchwolken von kleineren Buschbraenden. Funkverkehr bleibt fast ueber die ganze Strecke erhalten. Nur einmal verlieren wir den Kontakt und finden durch das Loesen einer Raetselaufgabe die neue Frequenz bzw. wir rasten alles durch, was in der weiteren auf uns zukommenden Umgebung als Ab- und Anflugfrequenzen veroeffentlicht ist.
Die Landschaft im oestlichen Bereich ist ziemlich huegelig. In 9000 Fuss fliegen wir aber frei von saemtlichen Hindernissen.
Mit Einbruch der Dunkelheit fliegen wir in der Naehe der
Kueste in Wolken ein. Manchmal scheint kurzzeitig der Mond von hinten rechts durch das Cockpit. Anfangs bleibt es bei einem ruhigen Fliegen. Aber dann faengt das Flugzeug in der Dunkelheit zunehmend an mit dem unruhiger werdenden Wetter zu tanzen und Markus und ich sind unfreiwillig aufgefordert, mitzuwirken.
Einmal bringt uns ein Stoss kurzfristig in die
Schwerelosigkeit und wir sammeln danach unsere Unterlagen wieder ein, die sich locker in unserem Frachtflugzeug verteilt haben. Der Autopilot hat sich dabei nicht verabschiedet - es gibt doch gute Feunde hier oben ;-)
Mit einem ILS-Anflug auf die Piste 15 geht es nach
Cairns. Die Anflugkarte wisst aus, dass wir keinesfalls falsch nach Westen abdriften duerfen und bei einem misslungenen Anflug sofort nach Westen ueber das offene Meer abdrehen muessten. Nach Westen und Sueden haetten wir mit - Severe Granitus mit darauf gewachsenem Urwald - zu rechnen.
Wir duerfen uns laut Turmanweisung auf dem Vorfeld gerne
jeden freien Parkplatz waehlen (weit und breit ist kein Mensch zu sehen). Nur die Betonung liegt auf dem Wort - freien -. Es ist alles voll. Irgendwie quetschen wir uns schlussendlich zwischen zwei Hochdecker-Cessnas. Seile zum Festbinden haben die anderen alle schon aufgebraucht. Bremskloetze sind auch nach laengerem Suchen nicht aufzutreiben. Da werden wir unsere Ausruestung noch etwas nachbessern - irgendwie wird noch etwas in unseren Frachter hineingehen...
Jetzt kommt ein mir hier erstmals begegnetes System zum Tragen. Ueber das Mobiletelefon rufen wir eine einheitlich in ganz Australien
geltende Telefonnummer an, die uns ueber Peilung direkt mit dem Taxinetz in Cairns vebindet. Innerhalb von 10 Minuten sehen wir ein Taxi - es gibt doch Leben in dieser Ecke der Welt.
Am Schluss landen wir im Holiday Inn Hotel, sehr schoen
direkt an der Kuestenstrasse gelegen. In der Naehe finden sich um 23:00 Uhr auch noch recht passable Einrichtungen fuer die Nahrungsaufnahme. 1512 Nautische Meilen liegen hinter uns.
Arnim
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