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DIENSTAG * 16 MAY 2006

Melbourne - Cairns 1512 NM

 

Wieder haben wir eine Nacht in unserem altehrwuerdigen  Herrenclub verbracht. Man heisst uns schon als vertrauete Mitglieder willkommen, wobei wir doch gerne auch die Bekanntschaft anderer Häueser in Australien machen wuerden und auf die Reise gehen moechten.

Heute scheint die Sonne von einem klaren Himmel. Das  Wetter bereitet sich schon auf unsere Abreise vor.

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Vor dem Clubgebaeude stroemen unendliche Pulks von uniformmaessig gleichgekleideten Menschen in Richtung Innenstadt. Alle tragen die typische Businesskleidung, dunkler Anzug oder Kostuem. Hier kommt wieder der Hang zu klassischen Werten zum Vorschein. Individualismus wird dabei auf  kleinste Nuancen reduziert. In der Uniformitaet wirkt es fast etwas Sektenhaft -  man verbeugt sich vor dem Mammon.

Bei der Ankunft am Flughafen Essendon stellen wir fest,  dass das Vertrauen von unserem dortigen Werftbetrieb in die Ehrlichkeit der Australischen Mitbuerger offensichtlich ueber Nacht einen enormen Aufschwung erfahren hat. Unser Flugzeug steht mutterseelenallein vor dem Hangar, noch nicht  einmal mit Bremskloetzen vor dem Wegrollen gesichert.

Vielleicht will man auch nur jedes Hindernis fuer unsere Abreise beseitigen.

Vor dem Flugzeug bauen wir das ganze Gepaeck auf, um einen Ueberblick fuer die Beladung zu erhalten = das alles soll in dieses  Flugzeug...???

Hinzugekommen sind unter anderem noch 10 Liter Wasser, damit wir bei einer evenuiellen ausserplanmaessigen Landung (ich finde, dass  klingt besser, als der Begriff  Notlandung) nicht zu Trockenblumen  mutieren.

Den Flugplan verspaeten wir noch zweimal, um gegen 12:00 Uhr Lokalzeit abzuheben.

Der Abflug geht erst in die falsche Richtung nach  Suedwesten, um den Verkehr auf dem Internationalen Flughafen nicht mit uns zu konfrontieren.

Nach Erreichen von 5000 Fuss (please, could you expedite your climb... - da hat ja jemand keine Ahnung davon mit welchem Frachtflugzeug SR 22 er spricht - eine neue Version von Cirrus) duerfen wir auf die Route eindrehen.

Ca. 10 Stunden Flugzeit liegen vor uns.  Ernaehrungswissenschaftlich haben wir uns darauf schon beim Fruehstueck eingestellt. Einfacher ausgedrueckt  - wir haben einfach sehr wenig vorher  getrunken und den Besuch der Toilette als letzten Bestandteil in unsere Preflight-Checkliste aufgenommen.

In den ersten 5 Stunden sehen wir fast keine Wolken, dabei aber immer wieder Rauchwolken von kleineren Buschbraenden. Funkverkehr  bleibt fast ueber die ganze Strecke erhalten. Nur einmal verlieren wir den  Kontakt und finden durch das Loesen einer Raetselaufgabe die neue Frequenz bzw.  wir rasten alles durch, was in der weiteren auf uns zukommenden Umgebung als Ab-  und Anflugfrequenzen veroeffentlicht ist.

Die Landschaft im oestlichen Bereich ist ziemlich  huegelig. In 9000 Fuss fliegen wir aber frei von saemtlichen  Hindernissen.

Mit Einbruch der Dunkelheit fliegen wir in der Naehe der Kueste in Wolken ein. Manchmal scheint kurzzeitig der Mond von hinten rechts durch das Cockpit. Anfangs bleibt es bei einem ruhigen Fliegen. Aber dann faengt das Flugzeug in der Dunkelheit zunehmend an mit dem unruhiger werdenden Wetter  zu tanzen und Markus und ich sind unfreiwillig aufgefordert,  mitzuwirken.

Einmal bringt uns ein Stoss kurzfristig in die Schwerelosigkeit und wir sammeln danach unsere Unterlagen wieder ein, die sich locker in unserem Frachtflugzeug verteilt haben. Der Autopilot hat sich dabei nicht verabschiedet - es gibt doch gute Feunde hier oben ;-)

Mit einem ILS-Anflug auf die Piste 15 geht es nach Cairns. Die Anflugkarte wisst aus, dass wir keinesfalls falsch nach Westen abdriften duerfen und bei einem misslungenen Anflug sofort nach Westen ueber das offene Meer abdrehen muessten. Nach Westen und Sueden haetten wir mit - Severe  Granitus mit darauf gewachsenem Urwald - zu rechnen.

Wir duerfen uns laut Turmanweisung auf dem Vorfeld gerne jeden freien Parkplatz waehlen (weit und breit ist kein Mensch zu sehen). Nur  die Betonung liegt auf dem Wort - freien -. Es ist alles voll. Irgendwie  quetschen wir uns schlussendlich zwischen zwei Hochdecker-Cessnas. Seile zum  Festbinden haben die anderen alle schon aufgebraucht. Bremskloetze sind auch  nach laengerem Suchen nicht aufzutreiben. Da werden wir unsere Ausruestung noch etwas nachbessern - irgendwie wird noch etwas in unseren Frachter hineingehen...

Jetzt kommt ein mir hier erstmals begegnetes System zum  Tragen. Ueber das Mobiletelefon rufen wir eine einheitlich in ganz Australien geltende Telefonnummer an, die uns ueber Peilung direkt mit dem Taxinetz in  Cairns vebindet. Innerhalb von 10 Minuten sehen wir ein Taxi - es gibt doch  Leben in dieser Ecke der Welt.

Am Schluss landen wir im  Holiday Inn Hotel, sehr schoen direkt an der Kuestenstrasse gelegen. In der Naehe finden sich um 23:00 Uhr auch noch recht passable Einrichtungen fuer die Nahrungsaufnahme. 1512 Nautische  Meilen liegen hinter uns.

Arnim

DIENSTAG * 16 MAI 2006

Melbourne - Cairns

Es geht also wieder los. Ich muss gestehen, eine leichte Anspannung beschleicht  mich schon, wenn ich mir wiederhoteln Male die Strecke nach Hause,  nach good old  Germany im   Jeppesen FliteStar (das   Planungsprogramm kann   ich nur über den grünen Klee loben) anschaue. 

Mit der Strecke nach Cairns fliegen  wir uns ja sozusagen nur warm. Mit 1512 NM ist der Flug zwar der bisher längste Flug meines bisherigen Fliegerlebens,  aber entlang der  Ostküste  sind Flugplätze wie eine Perlenschnur hintereinander aufgereiht und falls etwas wäre, suchen wir uns aus dem reichhaltigen Angebot an Landeplätzen etwas aus. 

Wir fliegen also konzentriert, aber unbeschwert dahin und geniessen die Aussicht auf eine hügelige, fruchtbare Küstenlandschaft in Flugfläche 90. Die hereinbrechende Nacht erhöht zwar den Adrenalinspiegel, aber es wartet ein ILS in Cairns auf uns, das ist beruhigend.  Die Unterlagen für zahlreiche Landeplätze haben wir dabei, das Wetter ist herrlich, da gibt es nur die ganz normalen Überlegungen, die sich immer im Hinterkopf von uns einmotorig ratternden Aviatikern befinden, wenn es nämlich vorne im Motorbereich plötzlich ruhig zu werden begänne...

Die Strecken zwischen Australien und Alaska bieten die jetzt für uns so beruhigenden australischen Attribute nicht. Wir werden wieder eingeengt in Zeitfenster und Genehmigungsnummern lange vorab geplante Flugstrecken und Flugplätze ansteuern müssen. Wir nehmen das gerne auf uns, es gibt ja dafür auch einiges zu sehen.

Mit hilfe des tollen Planungsprogramms von Jeppesen (FliteStar) haben wir immer wieder überlegt welche Strecken sich am besten eignen, besonders vor dem Hintergrund von Distanzen (Wasser), Avgasverfügbarkeit, politischer Risiken und Kosten.

Der Flug über Darwin auf die Philippinen steht unmittelbar bevor.  Für diesen Flug gelten dann schon die administrativen Hürden. Heute sind wir noch frei wie ein Vogel und dürfen Australien jedes Ziel ansteuern.

Markus

Skyline Melbourne beim Abflug

Alles was da steht und liegt soll ins Flugzeug

Melbourne anch Cairns - über den Wolken

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